031114

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„Es ist Herbst. Die Schmerzen haben nachgelassen. Es fällt schwer das Beste aus jedem Tag zu machen. Wenn ich an früher denke kommt es mir viel leichter vor. Darf ich dich wiedersehen? Gleiche Zeit, gleicher Ort? Nicht nur dein Humor wusste ich zu schätzen, auch wenn es mal ernst wurde konnte ich mit dir sprechen. Wenn der Wind weht kann ich dich noch immer hören, doch dann quält mich diese Ruhe wenn es stiller wird. Immer das gleiche Szenario jeden Herbst. Ich würd dich gern in den Arm nehmen, doch du bist weit weit weg. Ich werd immer Abschied nehm wenn die Blätter regnen…Wir merken erst was uns fehlt wenn ein Mensch uns verlässt.Iimmer wenn der Herbst kommt denk ich an die schöne Zeit, doch meine Träume entsprechen nicht der Wirklichkeit. Dann wenn man die Äste sieht, wenn die Blätter rötlich schein, wird der Schmerz am größten sein…“

Wir kennen sie alle. Diese Sprüche, die einem tröstende Worte spenden sollen. Sätze, die jeder von uns wahrscheinlich schon einmal gedacht hat, aber niemand wirklich glaubte. „Ihm geht’s dort oben jetzt besser.“ –  „Zeit heilt alle Wunden“. Nein. Ich glaube nicht, dass es ihm besser geht. Ich glaube nicht, dass die Zeit jemals die Wunden heilen kann, die sein Verlassen angerichtet haben. Wie kann es einem besser gehen, der aus seinem Leben gerissen wurde? In der Blüte seiner Jugend? Er war jung, glücklich und geliebt. Er ist es noch heute. Wie kann man dann glauben, dass es ihm dort oben besser geht? Vielleicht geht es ihm gut, das hoffe ich zumindest sehr. Vielleicht schaut er oben auf uns herab und sieht, dass wir langsam aber sicher mit dem Geschehenen zu leben versuchen. Er ist immer bei uns, egal wo wir gerade sind. Bei jedem einzelnen, der an ihn denkt. Und das tun wir jeden Tag.  Aber das ist auch der Grund wieso es ihm dort oben nicht besser gehen kann. Vielleicht hat er keine Schmerzen, das mag sein. Aber wenn man weiß, dass unten Leute auf einen warten ? Das man Menschen verlassen hat, die einen unglaublich lieben? Mit dieser Gewissheit nichts tun zu können.

Es reicht schon ein einzelner Traum um wieder seine Stimme und sein Lachen so real im Kopf zu haben, als wäre es gerade einmal  fünf Minuten her. Die Zeit heilt keine Wunden. Man gewöhnt sich auch nicht an den Schmerz. An Schmerz kann man sich nicht gewöhnen, nicht an solchen. Man versucht damit zu leben, obwohl es einen innerlich zerreißt. Man kann nichts schön reden, weil kein bisschen daran schön ist. Nichts ist gut und nichts wird auch jemals gut daran sein. Jedes Jahr werden wir uns an diesen Tag erinnern. Jedes Jahr auf’s Neue fühlen wir denselben Schmerz. Dieses Gefühl, als würde man ertrinken. Ersticken. Verbrennen. Für einen kurzen Moment ist man selbst nicht mehr hier. Es ist, als wenn in einem etwas stirbt. Jedes Jahr dasselbe Gefühl. Bei jedem Gedanken an ihn. Mit der Gewissheit, dass man ihn wahrscheinlich nie mehr wiedersieht, lachen hört, umarmen kann. Mit der Ungewissheit. Wie ging es ihm kurz davor? Hat er gelitten? Leidet er noch? Geht es ihm gut? Wird es ihm besser gehen? Man kann nur hoffen. Das einzige, das hilft, ist der Wunsch.

Ich erinnere mich noch so gut an unseren letzten Moment zusammen. Wir haben gelacht und Witze gerissen. Uns ging’s gut. Zum Abschied haben wir uns umarmt. Woher hätte ich wissen sollen, dass es das letzte Mal gewesen ist? Im Nachhinein bereue ich so vieles. All die Zeit, die wir zusammen verbracht haben, ist viel zu kurz gewesen. Ich hoffe, dass du den Brief, den ich dir geschrieben habe, gelesen hast. Irgendwie mitbekommen hast, wie ich mich fühlte. Wie ich mich immer noch fühle. Ich danke dir für all die Dinge, die du getan hast. Nicht nur für mich, sondern für jeden einzelnen Menschen. Du warst immer da, wenn man dich gebraucht hat. Du hast nachts mit uns im Schnee auf das Taxi gewartet, obwohl du vor deiner eigenen Haustür standst. Das ist nicht selbstverständlich. Für dich aber schon! Du bist und warst einer der besten und wirst es immer bleiben.

Ich verstehe immer noch nicht wieso die Welt an diesem Tag nicht stehen geblieben ist. Wieso der Tag nicht noch einmal von vorne begonnen hat. Sie hat einfach weiter gemacht. So als ob nichts passiert wäre. Sie hat sich immer weiter gedreht. Alles verändert sich. Doch die Erinnerung an dich bleibt dieselbe. Sie dreht sich im Kreis. Auch wenn wir alle weiter machen, vorangehen und uns entwickeln. Ein Teil von uns wird immer zurückbleiben. Bei diesem Tag. Bei dir.. Wir lassen dich nicht alleine sowie du uns nie alleine gelassen hast. Irgendwann sehen wir uns wieder und dann wird es uns allen besser gehen! Du fehlst.

 „Jedes Mal, wenn der Wind pfeift und durch Äste weht

wissen wir du warst da, wolltest nur nach dem Rechten sehen.

Dann warst du kurz zu Besuch, leider nur zu Besuch.

Ich hoffe es geht dir gut, da wo du bist.“

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