einzig-art-ICH | Melanie

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Ich freue mich riesig euch die Bilder von Melanie zeigen zu dürfen, denn endlich hatte ich nach über einem Jahr wieder ein Shooting für einzig-art-ICH! Viel zu lang ist es her, dass ich jemanden vor meiner Kamera hatte der/die so eine beeindruckende Geschichte zu erzählen hat.

Melanie kam zusammen mit ihrem Mann über 2 Stunden hergefahren. Nachdem wir die erste Stunde gefühlt nur mit Quatschen verbracht haben (wir kannten uns bereits von einer Versammlung des Vereins, denn Melanie ist Mitglied bei einzig-art-ICH), starteten wir dann oben im Studio und haben uns dann zum Schluss noch wenig unten ausgetobt.

… aber seht und lest selbst!

Hallo, ich bin Melanie, 35 Jahre alt, Ehefrau und Mutter von drei starken Kindern. Ich hatte keinen Unfall, es wurde keine fassbare Erkrankung gefunden und trotzdem habe ich mit meiner ausgeprägten Wundheilungsstörung nun fast drei Jahre hinter mir, die mich und die gesamte Familie an unsere Grenzen gebracht haben. Ich habe in dieser Zeit zwei viermonatige und etliche wochenlange Krankenhausaufenthalte so wie eine Reha hinter mir. Ich war ich fast mehr im KH als zu Hause.

Angefangen hat alles im Sommer 2019, als ich mich am Nabelbruch operieren lies. Ich habe mich sehr gut informiert und sorgfältig das Hernienzentrum gewählt. Anfangs schien alles gut zu verlaufen, bis sich Fisteln und Abszesse in der gesamten Bauchdecke und der Muskulatur bildeten. Etlichen Operationen, eine fast dauerhaft durchgeführte Vacuumtherapie, die operative Entfernung des großen Kunststoffnetzes, welches zur Stabilisierung des ersten Operationsergebnisses eingesetzt wurde, und etlichen Antibiotikatherapien führten auch nach einem dreiviertel Jahr nicht zur Besserung. Die Bauchdecke war mittlerweile so entzündet, das Gewebe zerstört, dass sich die Ärzte im Frühjahr 2020 dazu entschieden einen Großteil zu entfernen und den Bauch mit Spalthaut großflächig zu versorgen. Da auch viel Muskulatur entfernt werden musste, kein Kunststoffnetz die Bauchdecke stütze, war sie schon zu dem Zeitpunkt instabil. Ich trug einen großen Bauchdeckendefekt und starke, großflächige Vernarbungen davon, die so nicht dauerhaft bleiben konnten. Ich wurde mit Kompressionsbekleidung versorgt, die die Narben weich machen und den Bauch stützen sollten. Die Entzündung schien sich beruhigt zu haben und mit der Zeit traten irgendwann auch keine neuen Fisteln mehr auf. Ich konnte in die Reha und wieder zu Kräften kommen.

Danach machten mein Mann und ich uns auf die Suche nach einem Chirurgenteam, die die Bauchdecke wieder rekonstruieren, stabilisieren und die Schmerzen dadurch lindern würden. Wir wurden fündig. Die aufwändige Operation, bei der die noch teils vorhandene seitliche Bauchmuskulatur von einander getrennt und auseinandergezogen wird um den Bauchwanddefekt zu verschließen (Komponentenseparation nach Ramirez), wurde für November ´20 geplant und bis ins Detail besprochen. Auch ein erneutes Einsetzen eines großen Kunststoffnetzes wurde diskutiert und beschlossen. Was dann passierte war wie in einem schlechten Film.

Die ganze Geschichte schien sich zu wiederholen. Die Bauchhöhle war zwar geschlossen aber Fisteln und Abszesse verhinderten ein Abheilen der Wunden und der gesamte Unterbauch entzündete sich bis aufs Netz. Um so mehr Antibiotika die Ärzte einsetzten um so resistenter wurde der Keim. Es folgten wieder etliche Operationen und eine mir schon sehr gut bekannte VAC Therapie über Monate. Mein Zustand verschlechterte sich zunehmend. Mehrere Blutvergiftungen (Sepis), ein großer Verwachsungstumor im Bauchraum und ein Darmverschluss machten nach ausführlicher Diagnostik dann den Entschluss notwendig das Kunststoffnetz, sowie Teile des Dünndarms zu entfernen.

Danach sollte es erwartungsgemäß besser werden, was jedoch leider nicht geschah. Es bildete sich eine Dickdarmfistel zur Bauchdecke aus, sowie ein erneuter Verwachsungstumor. Ich konnte zum Schluss nicht mehr richtig essen, verlor noch mehr an Gewicht. Ich wurde teilweise künstlich ernährt und sie versuchten die Dickdarmfistel ohne OP von der Darmseite aus zu verschließen, was leider nicht glückte. Monate lang hatte ich Fieber, Schüttelfrost, bin wirklich an meine Grenzen gekommen. Sodaß dann entschieden wurde es müsse erneut eine große BauchOP stattfinden, um die Fistel und den Tumor zu entfernen. Es wurde mir der gesamte aufsteigende Dickdarm und weitere Teile des Dünndarms entfernt. Nach dieser OP hatte ich mich gewichtsmäßig fast halbiert im Vergleich zu vor der Krankheitsgeschichte.

Körperlich und auch mental war ich an meine Grenze gestoßen. Viel mehr konnte ich nun nicht tragen. Eine wirkliche Ursache hat man nie gefunden, nur jede Menge Vermutungen, die sich aber bisher nicht eindeutig bestätigt haben.

Ein großer Anker für mich war die Familie. Meinen Mann und meine Familie haben mich unheimlich unterstützt. Meine Kinder haben mir ganz viel Motivation gegeben nicht aufzugeben und es ist wahnsinn wie stark sie selber sind.

Ich habe aus dieser Zeit unheimlich viel für mich mitgenommen. Natürlich muss ich vieles psychisch erst mal verarbeiten und habe mir gleich professionelle Hilfe gesucht. Aber ich sehe nicht nur Negatives, ich habe mich immer versucht auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Nur so kommt man da durch. Da waren manche nette Menschen um mich, mit denen ich tatsächlich immer noch Kontakt habe, teils tolle Ärzteteams, manchmal tolle, ehrliche Kommunikation mit den Ärzten, nette Gespräche mit der Pflege, etc. . Ich war trotz Uniklinik oft nicht nur eine Nummer. Es hat mich mental gestärkt und der Blick auf das Leben ist ein anderer geworden. Man hat sich verändert, ich bin nicht mehr die gleiche. Diese mentalen Veränderungen und psychischen Narben kann man nicht sehen. Aber die körperlichen Narben sind offensichtlich und für jeden sichtbar. Sie bleiben Ich muss mich deswegen aber nicht verstecken, sondern sollte die Narben annehmen, kann sogar stolz auf sie sein. Sie zeigen was ich durchgestanden habe, was ich überlebt habe. Zeugnis eines Kampfes, den ich gewonnen habe. Ich kann stolz auf mich sein ganz egal was andere sagen.

Was die Zukunft für mich bringt muss sich noch zeigen. Beruflich werde meinen ursprünglichen Beruf als Gesundheits- und Kinderkrankenschwester auf einer Kinderintensivstation nicht mehr in der alten Form ausüben können/dürfen. Ich muss mich beruflich und im Alltag neu orientieren und organisieren. Schwer heben darf und kann ich nicht mehr und mein Alltag ist begleitet von Schmerzen, die es zu bewältigen heißt. Aber das Leben hält für jeden ständige Herausforderungen bereit, die es zu bewältigen gilt. Dieses sind nun meine und ich habe eine tolle Familie, die mich dabei begleitet.

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